Zuerst müssen die Wände vom salpeterbefallenen Putz befreit werden, damit sie Zeit haben zu trocknen. Zum Glück lieben Jungs Weghacken und Abreißen. So sind Presspappe-Paneele und – nach viel Lärm und Dreck – auch der erste bröckelige Putz schnell verschwunden.
Spannend wird es dabei im ehemaligen Klassenzimmer: Hinter der entfernten Papp-Verkleidung entdecken wir fenstergroße feuchte Bereiche. Irgendwie klingt es auch hohl. – Schulgeister eingemauert? – Oder erklärt sich hier das urplötzlichen Verschwinden des alten Dorfschullehrers? – Schätze der Pionierorganisation können definitiv nicht verborgen sein, da auch auf diesen feuchten Stellen mehrere Schichten sehr alter Wandbemalung zu sehen sind. Also vorsichtig ran tasten!
Aber nichts mit Geheimnissen. Es sind einfach nur drei Wandnischen, wie wir sie später auch auf einem alten Foto entdecken.
Doch die Spannung bleibt erhalten, denn nach dem Freilegen der Nischen wird klar, hier waren zwei Fenster und eine Tür. – Direkt aus dem Klassenzimmer auf den Friedhof!? Wann und warum wurden sie geschlossen?
In einer alten Kirchenchronik entdecken wir des Rätsels Lösung: Bei Beerdigungen folgten die Kinder dem Geschehen auf dem Friedhof, aber nicht mehr den wohl weniger interessanten Vorträgen des Lehrers. Und als in einem Jahr viele Beerdigungen rasch aufeinander folgen, riss dem Lehrer der Geduldsfaden und schnell war beschlossen – die Fenster werden vermauert. Später schloss man auch die Nischen und diese Wand zum Friedhof wurde die Tafelwand. Damit waren die Fenster bald vergessen. Mich erinnern sie aber an das herrliche alte Klassenzimmer-Foto oben und deshalb lassen wir die Nischen frei.